Behandlungen

Ein Praktikum mit vielen Überraschungen

Im Rahmen meiner geburtshilflichen Akupunkturausbildung als Hebamme schaue ich verschiedenen TCM-TherapeutInnen in Zürich über die Schultern und hospitiere nun im September zwei Tage bei Dr. Dong in Oerlikon.


Direkt bei meiner Ankunft am ersten Tag wurde ich nach einer sehr freundlichen Begrüssung durch die Assistentin und Dolmetscherin Linda von intensivem Duft eingehüllt. Dr. Dong war damit beschäftigt, einer Patientin eine „Schlange“ auf dem Rücken abbrennen zu lassen (diese Behandlung ist auch bekannt als Hydramoxibustion). Genauer ist dies ein Gemisch aus Ingwer, Knoblauch und weiteren Zutaten, das entlängs der Wirbelsäule auf Gazestreifen verteilt wird. Darauf werden schliesslich kleine Röllchen aus Moxakraut (Beifuss) angezündet. Beim Verglühen entsteht angenehme Wärme, die Rückenprobleme entspannt und das Immunsystem für den bevorstehenden Winter kräftigen soll. In China – so Dr. Dong – werden dabei entstehende Rötungen und sogar Brandblasen positiv bewertet. Hierzulande ist man da natürlich sehr viel vorsichtiger. Aber die Wirkung tritt dennoch ein. Genauso werden beim Akupunktieren kürzere und dünnere Nadeln als in seiner Heimat verwendet.


Und auch hier hat mich Dr. Dongs rasches und gezieltes Vorgehen verblüfft. Während des Abbrennens der Moxa-Schlange setzte Dr. Dong einer anderen Patientin vor dem eigentlichen Behandlungsbeginn eine Nadel und stimulierte diese kräftig. Die von der Patientin zuvor empfundenen Halsschmerzen waren verschwunden – und somit konnte mit der eigentlichen Rückentherapie begonnen werden.


Neben Beschwerden wie Migräne, Depression, Burnout, Allergien und Frauenkrankheiten kommen viele Patienten auch wegen „Bürokrankheiten“ wie Rückenschmerzen. Dr. Dong, der sein Handwerk über Generationen erlernt und schliesslich auch studiert hat, setzt das gesamte Spektrum der TCM ein. Sehr häufig werden Verspannungen nach dem Nadeln massiert (Tuina-Massage). Die Punkte werden oft, wie auch in China üblich – mit zusätzlicher Wärme über Wärmelampen und Abbrennen von Moxakraut auf dem Schaft der Nadel behandelt. Wärme ist unerlässlich, um den ungehinderten Qi-Fluss wieder herzustellen.


Neben Wärme spielt natürlich auch Bewegung eine entscheidende Rolle. Einem Patienten zeigte Dr. Dong einen Bewegungsablauf aus dem Qi Gong für die Selbstbehandlung zu Hause. Auch Linda und ich wurden miteinbezogen und gaben sicher ein interessantes Bild ab für vorbeigehende Passanten.


Sogar aus Bern reiste eine ganze Familie an, um sich von Dr. Dong behandeln zu lassen. Beeindruckt hat mich die Behandlung der Kinder. Mit seiner freundlichen und entspannten Art gelingt es dem Arzt sehr rasch, Vertrauen herzustellen. Sogar ein 7-jähriges Mädchen liess sich auf dem Kopf nadeln, nachdem Dr. Dong zuvor Hand- und Fussmassagen bei ihr durchgeführt hatte und sie zusammen mit Linda auf einem Stuhl sitzen durfte.


Für ein angenehmes Klima in der Praxis sorgen neben der sympathischen Art des Teams auch die ruhige Atmosphäre mit leiser unaufdringlicher Musik sowie Gebäck und Tee aus China. Wartezeiten gibt es anscheinend nicht – und es ist kaum zu spüren, dass hier an einem Tag bis zu 30 PatientInnen behandelt werden. So manch eine Arztpraxis könnte hier dazu lernen!


Ich bin Dr. Dong und seinem Team sehr dankbar für diese intensiven Erfahrungen und das geduldige Beantworten meiner Fragen. Diese TCM-Praxis empfehle ich auf jeden Fall weiter!!  


Stefanie Ortmann, Praktikantin bei Dr. Dong